Geschichte

Tiroler Heimatwerk

Eine Genossenschaft mit einem besonderen Auftrag

Die Entwicklung des Tiroler Heimatwerkes ist ein Stück Tiroler Bauerngeschichte.  Ja sogar ein Stück Tiroler Landesgeschichte, die aus einer Vereinigung von Altschülern der Landeslehranstalt in Imst hervorgegangen ist.

Drei prominente Bauernsöhne aus dem Tiroler Oberland sind als die Begründer der Landwirtschaftsschule Imst im Jahre 1920 und der dortigen Webschule 1924 anzusehen.

Um die sehr schwierige Lage der Tiroler Bergbäuerinnen und Bergbauern zu lindern, habe man Nebenerwerbsmöglichkeiten schaffen und dazu das in Vergessenheit zu drohende Hausgewerbe beleben und fördern wollen.

Als Absatzplattform für die hochwertigen Erzeugnisse wurde somit am 28. April 1934 die Genossenschaft „Tiroler Hausindustrie“ gegründet. Renommierte Tiroler Künstler aus der Region erhielten den Auftrag, den Handwerkern, insbesondere den Webern, Schmieden, Töpfern und Schnitzern entsprechende Entwürfe zu liefern. 38 Handweber, 82 Strickerinnen aus dem Paznauntal und einige weitere Handwerker bildeten die ersten Mitglieder.

Auf die Qualität der Materialien und deren Verarbeitung wurde bereits damals schon streng geachtet. In Anlehnung an die inzwischen in vielen anderen Ländern entstandenen Einrichtungen nahm die Institution „Tiroler Hausindustrie“ im Jahre 1939 den Namen „Tiroler Heimatwerk“ an. Sie war unter anderem bei Messen und Ausstellungen in Wien, München Bozen, Zürich, Innsbruck vertreten. Bei der Pariser Weltausstellung im Jahre 1939 erzielte die Genossenschaft „Tiroler Heimatwerk“ sogar eine Bronzemedaille für ihre Strickwaren.

Nach dem Anschluss bis 1945 gab es keine demokratische genossenschaftliche Führung. Das „Tiroler Heimatwerk“ erhielt eine kommissarische Leitung. Stand früher die soziale Not der Tiroler Bergbauern und der Absatz deren Erzeugnisse im Mittelpunkt, so wurden diese Interessen ab 1939 zweitrangig.

Im September 1939 wurde die „Mittelstelle Deutsche Tracht“ am Tiroler Volkskunstmuseum mit dem Ziel eingerichtet, Trachten aus allen Regionen des Deutschen Reiches auf Grundlage wissenschaftlicher Dokumentationen systematisch zu erneuern. Nach dem Krieg entwickelte sich das Tiroler Heimatwerk zur bedeutenden Plattform für Tiroler Volkskunst und Tiroler Trachten.  In Hall wurde deshalb auch eine eigene Trachtenwerkstätte angesiedelt. Liebevolle Handarbeit wurde bereits an diesem Standort groß geschrieben. Jene Trachten, die das Haus verließen, ernteten schon damals uneingeschränkte Bewunderung.

Im Jahre 1940 wurde durch die Genossenschaft die Wollspinnerei in Mühlbachl-Matrei angekauft. Dorthin brachten die Bauern ihre Rohwolle und erhielten dafür Loden, Leinen und Trachtenstoffe.

Nach dem Kriege wurde über die Flachsrösterei in Vomp, an der das Heimatwerk beteiligt war, bis zu 400.000 Kilogramm Rohflachs pro Jahr von Tiroler Bauern übernommen. 100.000 Meter doppelbreites Leinen wurde von den Webern des Tiroler Heimatwerkes verarbeitet. Leider sanken damals die Weltmarktpreise für Garn bald rasch so weit ab, dass im Jahre 1951 die Anlage wieder stillgelegt werden musste.

In der Zwischenzeit schlossen sich tüchtige Handwerksbetriebe der Genossenschaft an: Sattler, Kunstschmiede, Glasveredler, Tischler, Drechsler, Krippen- und Schnitzer und Schmuckerzeuger boten im Heimatwerk ihre Waren an. Die Weberei und Spinnerei wurden nach Hall verlegt und modernisiert. Das Hauptgeschäft in Innsbruck wurde mehrfach aus- und umgebaut. Ebenso bestimmend für den großen Erfolg war der Fleiß der engagierten Mitarbeiterinnen in Hall und Innsbruck.

Ein liebevoller Umgang mit den wertvollen Naturmaterialien war schon damals bezeichnend für das Tiroler Heimatwerk. Die hauseigenen Webwaren des Tiroler Heimatwerkes waren stark mit der alten Tradition verbunden und daher nicht nur wegen ihrer hohen Qualität, sondern auch wegen ihrer zeitlosen Schönheit sehr begehrt. Die Spinnerei erzeugte die sehr beliebte Strickwolle aus heimischer Rohwolle.

Im Sinne des Gründungsgedankens beauftragt das Tiroler Heimatwerk als Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaft auch heute noch Strickerinnen aus dem Paznauntal.  Diese stellen aus Tiroler Schaf- oder Mischwolle in liebevoller Handarbeit Zopfstrümpfe und Socken, Fäustlinge und Fingerhandschuhe sowie Mützen und Westen her.